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Mit dem Neubau der Bundesstraße 96n kommen die Probleme – vor allem für Radfahrer. ADFC-Mitglieder haben sich von Stralsund aus auf den Weg nach Bergen gemacht und die Strecke getestet.
Der Verkehr verläuft seit wenigen Tagen über die neue B 96n, die alte B 96 ist gesperrt. Die ADFC-Mitglieder hatten aber die Erlaubnis, sie dennoch zu befahren und sich mit der neuen Situation vertraut zu machen. Ihr Fazit fällt schlecht aus. „Hier wird so viel Geld für eine neue Schnellstraße in die Hand genommen. Aber die Belange der Radfahrer werden kaum berücksichtigt. Es geht hier schlichtweg um die Sicherheit auf den Straßen“, sagt Dr. Reinhard Klette, Tourenverantwortlicher der Regionalgruppe.
Radweg endet hinter Samtens
Bis zur Ortschaft Samtens können Radler auch künftig auf einem gesonderten Weg fahren. Knapp 500 Meter hinter der Shell-Tankstelle endet dieser aber. Von hier aus geht es nur noch auf der Bundesstraße 96 weiter. „Hier ist die erste Gefahrenquelle. Spätestens wenn die Saison beginn wird hier die Verkehrsdichte hoch sein“, prognostiziert ADFC-Mitglied Uwe Genz. Dies schätzt Lutz Günther, Sprecher der zuständigen Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges), anders ein. Stattdessen soll es einen 1,25 Meter breiten Radfahrstreifen auf jeder Seite geben. „Die Fahrbahn erhält keine Mittelmarkierung, und die zulässige Höchstgeschwindigkeit wird in beiden Richtungen auf 70 km/h begrenzt“, sagt er.
Die ADFC-Mitglieder empfehlen für eine sichere Tour, an der Kreuzung in Teschenhagen rechts abzubiegen und dann über Sehlen und danach entweder über Alt Sassitz oder Tilzow nach Bergen zu fahren. „Dazu müssen die Radfahrer geführt werden. Es wäre ratsam, ein Schild anzubringen, damit sie wissen, wohin sie fahren müssen“, sagt Uwe Genz. Hinweistafeln oder gesonderte Umleitungsschilder für Radfahrer sind laut Deges allerdings nicht vorgesehen.
Weg ist nicht gesichert
Das größte Problem stelle aber die neue Überführung über die Bahngleise von der Esso-Tankstelle bis zur B 196 kurz vor dem Bergener Ortseingangsschild dar. „Es geht schon damit los, dass der Weg sehr schmal ist. Wenn sich Radfahrer begegnen, dann wird es eng“, so Uwe Genz. Und hier ist es steil. Laut Deges handelt es sich hier um ein Gefälle von maximal sechs Prozent. „Das heißt, die einen fahren schnell runter, die anderen müssen die Steigung bezwingen. Und beim Bergauffahren kann es passieren, dass man nicht immer die Spur halten kann“, sagt Uwe Genz. Hinzu kommt, dass der Weg links und rechts nicht gesichert ist. Wer sein Rad nicht unter Kontrolle bringen kann, würde einige Meter den Hang hinunterrutschen. Aber hier gibt Lutz GüntherEntwarnung. „Der Radweg ist auf dem Bauwerk mit einem Geländer gesichert, welches beidseitig der Brücke in den Rampenbereichen fortgesetzt wird“, sagt er.
Neuer Test im Sommer
Der Radweg in Richtung Bergen endet hinter der Brücke. Radfahrer müssen wieder auf die Straße wechseln und warten, bis sie die Seite wechseln können. Für Autofahrer gilt hier: Tempo 70. Wenige Meter weiter bleibt es wie gewohnt bei 80 Kilometern pro Stunde bis zum Bergener Eingangsschild. „Wenn wir schon auf die Straße wechseln möchten, wäre es auch hier ratsam, die Sicherheit zu erhöhen und beispielsweise eine Ampelanlage zu errichten“, sagt Dr. Reinhard Klette. Eine Ampelanlage ist laut Deges-Sprecher aber nicht geplant. Stattdessen ein sogenannter Aufstellbereich auf der gegenüberliegenden Seite. Von dort aus können die Radfahrer in die Bundesstraße einfahren. „Die Verkehrsteilnehmer auf der B 196 werden durch eine Beschilderung ,Radverkehr’ auf kreuzende Radfahrer hingewiesen“, sagt Lutz Günther.
„Alles in allem können wir die Strecke zwischen Samtens und Bergen nur bedingt für Radfahrer empfehlen. An zu vielen Stellen kann es brenzlich für sie werden“, sagt Dr. Reinhard Klette. Im Sommer, wenn die neue B 96n offiziell eingeweiht wird und die alte B 96 wieder für den Verkehr freigegeben, wollen die ADFC-Mitglieder die Strecke erneut testen.
Mathias Otto